Archiv September 2024
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„YOU ARE AN IRONMAN!"
Drei Neulinge und ein alter Hase bei der Triathlon EM in Frankfurt am Start
Es braucht mindestens 8 Monate Vorbereitung, es braucht mehrere tausend Kilometer auf dem Rad, und weitere, viele hunderte Kilometer auf den Beinen! Darüber hinaus auch noch elend lange Trainingseinheiten im Wasser! Dazu sollte der Athlet, vor allem in den letzten Monaten vor dem Wettkampf, mindestens 18 Stunden Training in der Woche absolvieren. Nur so lassen sich 3,8 km Schwimmen, 180 km auf dem Bike und der abschließende Marathonlauf erfolgreich bewältigen. Und doch: Es ist und bleibt am Ende doch eine Quälerei.
Nach dem überaus gut gelaufenen Vorbereitungswettkampf auf der halben Distanz an fast gleicher Stätte waren die Erwartungen unserer TVG Athleten entsprechend hoch gesteckt - und es wurde letztlich auch ein sehr erfolgreicher Tag! Jason Rogers, Ralf Orth und Michele Nickles kamen bei ihrem ersten Ironman mit sehr guten Zeiten über die Finishline. Thomas (Maui) Mauerhoff, der Routinier im Ouartett, beendete seine 10. Langdistanz sogar im vorderen Teilnehmerfeld und krönte damit sein kleines Jubiläum! Herzlichen Glückwunsch!
Zum Rennverlauf:
Der längste Tag des Jahres beginnt mit dem Aufstehen um 2:30 Uhr und mit einem opulenten Frühstück, um letzte Kalorien zu bunkern. Dann die Anfahrt an den Langener Waldsee und Checken des persönlichen Wechselbereichs.
Norbert (rechts) mit seinen Schützlingen Michele (2. von rechts) und Ralf (2. von links). Außen: Maui, in der Mitte Jason vor dem Schwimmstart. Es wird gerade hell.
Das auftriebsspendende Neopren als Kälteschutz erlaubt? Diesmal leider Nein! 26,5 Grad Wassertemperatur sind definitiv zu hoch! Überhitzung des Körpers droht! Zumindest Jason Rogers als Schwimmmeister und Ralf Orth als weiterer sehr guter Schwimmer sehen das ganz locker - eher ein Vorteil für die beiden!
Dann der Schwimmstart der Altersklassenathleten nach den Profis ab 6:35 Uhr. Jason und Ralf kommen bereits nach 1:07:56 (Jason) und 1:20:42 (Ralf) aus dem Wasser, um die 175 Radkilometer mit ca. 1400 Höhenmetern in der Wetterau zu absolvieren.
Jason und Ralf beim Wasserausstieg
Michele und Maui tun sich da etwas schwerer, sie steigen trotzdem schon bald aus dem See. Michele nach 1:23:29 und Maui nach 1:29:06 nehmen die Verfolgung auf.
Michele und maui beim "Landgang"
Maui auf der Radstrecke
Nach weiteren knapp sechs Stunden ist dann auch der Rad-Split für alle 4 abgearbeitet und in der Reihenfolge Jason (5:05:31) Maui, (5:27:54) Michele (5:44:00) und Ralf (5:57:03) gehen sie nun auf die finale Laufstrecke.
Nun wird es spannend, denn im dritten Teil des Rennes kann man die meisten Fehler machen, wenn man nicht schon vorher auf dem Rad "überpaced" hat! Vielleicht noch zu flottes Loslaufen und die bereits deutlich gestresste Beinmuskulatur wäre schnell überfordert, Krämpfe drohen! Nun gilt es aber auch, sofort die Energiespeicher wieder aufzufüllen, sonst kommt dann auch noch der gefürchtete „Mann mit dem Hammer“, und der lange Weg gerät sehr schnell zum „Wandertag“.
Der Sprung in die Laufschuhe und heraus aus dem Wechselbereich. Unglaublich, wie viele Zuschauer alle Athleten hier unterstützen und einen Höllenlärm machen. Aber auch unglaublich viel Adrenalin für die Läufer. Da wird es verdammt schwer, die Ruhe zu bewahren und die Rennstrategie einzuhalten! Auch unsere Athleten konnten sich der überwältigenden Stimmung an der Laufstrecke nicht entziehen und ließen sich dazu verleiten, etwas zu schnell anzugehen.
Impressionen von der Laufstecke...
Ralf Orth meinte dann auch nach dem Rennen, das er in tollen 12:21 Stunden beendete: „Ich hatte schon an der ersten Brücke einen Krampf und musste herausnehmen“
Jason Rogers als weiterer Neuling hatte nach der überaus erfolgreichen Generalprobe hohe Erwartungen an seinen Wettkampf geknüpft. „Das Schwimmen verlief sogar besser als erwartet, leider habe ich in der zweiten Runde die Gruppe verloren.“ Die erste Radrunde lief bei Jason trotz kurzem Starkregen nach Plan. „Auf der zweiten Runde hatte ich bei Kilometer 120 mit Krämpfen zu kämpfen und auch beim Marathon musste ich leider öfters Gehpausen einlegen!“ Trotzdem finishte Jason den Wettkampf in ausgezeichneten 10:26 Stunden.
Auch Thomas Mauerhoff war mit seiner Laufleistung nicht ganz zufrieden, hatte er in der Vergangenheit doch schon deutlich bessere Laufzeiten abgeliefert. Doch schon einige Tage später hatte Maui seinen Frieden mit diesem Wettkampf in der neuen Altersklasse gemacht. „Je länger der Wettkampf her ist, desto zufriedener bin ich mit meinem Ergebnis!“ Seine Endzeit 11:30 Stunden.
Michele Nickles erwischte dagegen einen optimalen Tag und sein Statement fällt naturgemäß fast überschwänglich aus: „Perfekte Rennvorbereitung mit Respekt vor dem langen Tag, Schwimmen zunächst eine Prügelei, dann eine neue Wohlfühldisziplin gefunden! Auf dem Rad dann eigenes Tempo gefahren, um nicht zu überpacen!“ Doch trotz der Zurückhaltung fiel es auch Michele beim Marathon anfangs schwer, nicht zu schnell anzugehen. Sein Eindruck beim Laufsplit: „Mega Stimmung an der Strecke, die vielen TVG-Fans haben ordentlich eingeheizt, mich aber die letzten harten 10-15 km förmlich um den Rundkurs getragen. Am Römer hatte ich das Gefühl, als sei ich der Gesamtführende! Dank an alle die mitgefiebert haben und vor allem danke an meinen Trainer!“
Michele beendete seinen ersten IM in 11:32 Stunden.
Die 200 m des Glücks: Die Finishline!!!
Unsere 4 Athleten bedanken sich ausdrücklich bei allen Freunden vor Ort für den super organisierten Support und die Unterstützung an der Strecke. Dank dieser Hilfe aus den eigenen Reihen bewältigten sie allesamt die 4 Runden am Mainufer mit Bravour und kamen alle sicher auf den roten Teppich am Römer an.
Auch die vielen mitgereisten Großwallstadt Fans, und die Beobachter im eigens eingerichteten Live-Chat hatten ihre helle Freude am „längsten Tag des Jahres“. Ihr Fazit: Überragende Stimmung am Schwimmstart und an den Wechselzonen, Mitfiebern online beim Radfahren und dann 42 Kilometer Anfeuern auf der Laufstrecke: Danke euch Vier für einen tollen Wettkampftag, das hat riesig Spaß gemacht!
Bleibt noch den letzten und emotionalsten Moment des Tages zu beschreiben, wenn nach insgesamt 226 Kilometern ein Rookie zum ersten Mal am lang ersehnten roten Teppich ankommt, dann die Glocke für die Ersttäter meist über Gebühr strapaziert, dafür an der Finishline aber mit dem lang ersehnten Spruch des Moderators begrüßt wird:
„YOU ARE AN IRONMAN“
Mehr Gänsehaut geht nicht!
Herzlichen Glückwunsch an die Athleten, das habt ihr ganz toll gemacht!