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Athletenbericht von Michele vom 1. Marathon in Mainz am 10.05.2015

Bericht zum Gutenberg-Marathon

Nur wenige Minuten vor dem Startschuss um 09:30 Uhr (dem Engpass an den Toiletten vor dem Start sei Dank) finde ich mich in meinem Startblock 3 ein. Ein Blick nach vorne – einmal umdrehen. Hier drängen sich 9.100 Starter und sehnen diesen Moment herbei. Das ist schon eine tolle Atmosphäre und bereitet echte Gänsehautstimmung. Vergessen sind die Widrigkeiten (Verletzung – Trainingsausfälle) gegen Ende der 12-wöchigen Vorbereitungsphase. Nun gilt es: 42.195 Meter liegen vor mir. Allein die überwältigende Stimmung am Start lassen den Ärger bezüglich meines über den Haufen geworfenen Zeit-Ziels von unter 4 Stunden vergessen. Es ist mein 1. Marathon und man braucht einerseits noch Steigerungspotential, andererseits müssen 42 Kilometer auch erst einmal absolviert werden.

Das Gänsehautfeeling hält auf den ersten 21 Kilometern fast unvermindert an. Die von den Zuschauern verbreitete Stimmung ist sensationell. Irgendwo in dieser Anfangsphase steht Corinna am Streckenrand und feuert mich an. Ich signalisiere „alles ok“ mit dem Daumen nach oben. So fühlt sich die Halbmarathondistanz an wie ein lockerer 10-Kilometer-Trainingslauf. Phasenweise muss ich mich bremsen, um nicht zu viel Pulver zu verschießen, das ich in der Schlussphase sicher noch gut gebrauchen kann.

Beim Passieren der Halbmarathon-Ziellinie kündigt der Streckensprecher bereits den Marathon-Führenden an. Wahnsinn – der Äthiopier Tola Bane läuft mit einer Zeit von 2:11:26 Stunden fast doppelt so schnell wie ich! Ich drehe mich kurz um und sehe eben noch das Fahrzeug, das dem Führenden vorausfährt, bevor ich, dem Streckenverlauf folgend, in die nächste Straße einbiege.

In der zweiten Runde dünnt sich das Feld massiv aus – die meisten Starter haben den Halbmarathon absolviert. Leider haben auch viele der Zuschauer bereits die Strecke verlassen.

Auf der anderen Rheinseite versuche ich eine mir unbekannte „Mitläuferin“, die sich bei mir erkundigt, wo der Zieleinlauf für den 2/3-Marathon sei, davon zu überzeugen, auf die volle Distanz zu gehen – keine Chance. Wir wünschen uns noch viel Spaß & Erfolg – weiter geht’s. Dann erblicke ich die 4:15:00-Zugläufer – das ist doch eine gute Zielzeit! Ab sofort orientiere ich mich immer wieder an deren roten Luftballons.

Dann taucht Corinna neben mir auf – meine Garmin zeigt Kilometer 27 an. Corinna läuft einige Meter mit  und bescheinigt mir: ich sehe noch gut aus (soweit das überhaupt möglich ist). Ich fühle mich auch noch entsprechend, bin mir aber darüber im Klaren, dass der Mann mit dem Hammer um jedes Häusereck warten kann.

Die Kilometer zählen hoch – 33, 34, 35, 36. Ich merke zwar, dass es nicht mehr so locker geht wie in der ersten Hälfte, aber alles im Rahmen. Ich werde auch nicht (wesentlich) langsamer. Dann, zwischen Kilometer 37 und 40, bekomme ich Seitenstechen. Ich muss einige kurze Gehpausen einlegen. Ich weiß aber auch, dass ich in wenigen Minuten zum Kreis der Marathonis zählen werde. Egal wie: das Ziel werde ich erreichen, so gut kann ich mich einschätzen. Dieses Bewusstsein mobilisiert weitere Reserven.

Die letzten beiden Kilometer geht es wieder in die Altstadt mit deutlich mehr Zuschauern – das Seitenstechen ist weg. Oder spüre ich es einfach nicht mehr? Egal. Ich biege auf die Zielgerade ein. Dann erblicke ich die TVG-Kolleginnen und Kollegen, die mir zujubeln. Soll ich kurz stehen bleiben? Nein, ich klatsche jeden der Vereinskollegen ab und ziehe noch mal das Tempo auf den letzten Metern an, reiße die Arme nach oben. Zu realisieren, eben meinen ersten Marathon gefinisht zu haben, dazu die jubelnden Zuschauer, die Unwägbarkeiten in der Vorbereitung – das alles fühlt sich an, als hätte ich das Ding gewonnen – unbeschreiblich!

Mein Dank gilt jedem von Euch, der mir in den letzten Wochen, egal wie, unterstützend zur Seite gestanden hat, sei es mit wertvollen Tipps, Zuspruch oder guten Wünschen. Vielen Dank besonders an Jutta, die in der Vorbereitung einiges ertragen musste und mir trotzdem in vielerlei Hinsicht den Rücken freigehalten hat.

Wenn ich mich ordentlich regeneriert habe, werde ich mir neue Ziele überlegen J


Michele