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Mein 2. Ironman / Ironmanbericht Frankfurt 04.07.2010


Warum tue ich mir das an?

Die Vorbereitung, die Disziplin, die Einschränkungen, der Wettkampf!

Warum tue ich mir das schon wieder an?

Ausdauersport – Triathlon – Ironman – Das ist einfach Faszination, Motivation und Herausforderung zugleich!

Nach 2008 stellte ich mich zum 2. Mal der Herausforderung, dem Ironman!


Hier mein Bericht:

 

Das Schwimmen:

Es ist kurz vor 7 Uhr. Ich begebe mich ängstlich ins Wasser und ordne mich diesmal mutig im Feld hinter der Startlinie im Wasser ein. Das sollte ich später bereuen.
Um 7:00 Uhr fällt der Startschuss. Unglaublich viele Arme und Beine wirbeln um mich herum. „Rhythmus finden, Rhythmus finden“, sage ich immer wieder zu mir. Aber das ist zunächst nicht möglich. Zu stark sind die Störungen von allen Seiten. Dann, genau wie vor 2 Jahren: der Tritt gegen meine Schneidezähne! Ein kurzes Abtasten mit der Zunge bestätigte mir: auch diesmal ist alles heil geblieben! Ich bewege mich mit dem Feld auf die erste Wendeboje zu. Mitten auf der Strecke gibt es auf einmal Stau! Nur noch im Wasser rudernde Schwimmer. Das geht eine gefühlte Ewigkeit so. Dann geht es wieder weiter. Der Grund für den Stau bleibt mir verborgen. Nach der 2. Wende löst sich die Umklammerung der anderen Schwimmer. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken!
Seit Anfang November 2009 hatte ich mich zielgerichtet auf diesen Ironman vorbereitet. 8 Monate Vorbereitung, im Schnitt 13 Stunden Training pro Woche. Der lange, harte Winter hatte zur Folge, dass auch ich teilweise auf die ungeliebte Fahrradrolle umsteigen musste. Radfahren im Keller ist nichts für einen Naturburschen wie mich! Die Fahrradfahrten zur Arbeitsstätte in Frankfurt konnte ich nur deshalb machen, weil mir ein Kollege seine Dusche in seinem Hotelzimmer zur Verfügung stellte! Auf ein Trainingslager, auf „Malle“, das die meisten meiner Kollegen absolvierten, hatte ich wieder einmal verzichtet.
Im Frühjahr dann der erste Trainingserfolg: Eine neue persönliche Bestzeit in einem 10-KM Vorbereitungslauf motivierte mich und mein erster Duathlon in Reinheim lief dann auch viel besser als erwartet. Beim letzten Test vor dem Ironman beim Moret-Triathlon konnte ich meine Vorjahreszeit sogar über 30 Minuten verbessern! Mein Trainingskonzept schien aufzugehen!
Meine Lauf- und Schwimmtrainingseinheiten bei der TSG Kleinostheim und dem TV Großwallstadt zeigten Wirkung und die vielen tollen Fahrradfahrten mit dem Rad-Guru Norbert Herdt hatten mir offensichtlich gut getan.
Jetzt wird es wieder eng auf der Schwimmstrecke. Ich frage mich, ob ich wirklich auf der Ideallinie bin. Als ich beim ersten Landgang auf die Uhr schaue, bestätigen sich meine Befürchtungen: Ich habe bereits über 4 Minuten Rückstand auf meine eigenen Vorgaben. Yvi feuert mich an aber ich versuche auch beim 2. Teil des Schwimmens Ruhe zu bewahren und ergonomisch zu Schwimmen. Der Rückstand ist eigentlich erwartet, denn auf Grund der hohen Wassertemperatur von über 26 Grad dürfen ausgerechnet heute keine Neoprenanzüge verwendet werden. Das trifft mich als „Nichtschwimmer“ besonders hart. Zum einen benötigt man mehr Zeit zum Schwimmen, zum anderen werden vor allem die Beine viel stärker beansprucht, die man doch noch beim Radfahren und Laufen so stark benötigt. Ich hätte doch auf meine Schwimmtrainerin Claudi Hille hören sollen: „Achte mehr auf Deinen Beinschlag!“
Kurz vor dem Schwimmziel bekomme ich aus heiterem Himmel einen Tritt gegen mein Nasenbein. Sofort stellt sich Blutgeschmack in meinem Mund ein. Aber die Nase scheint gerade zu sein und es geht weiter. Beim Schwimmausstieg habe ich fast 10 Minuten Rückstand auf meine eigene Marschtabelle. Ich bin enttäuscht und fluche vor mich hin! Die vielen Schwimmkilometer müssten mich doch weiter gebracht haben! Erst nach dem Rennen stelle ich fest, dass ich trotz der 10 Minuten Rückstand 112 Plätze besser platziert war als im Jahre 2008!

 

Wechsel Schwimmen/Radfahren:

Der Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren klappt perfekt. Mit Wut im Bauch laufe ich zu meinem Wechselplatz, ziehe Helm, Brille, Startnummernband an und stecke mir die Handschuhe in meinen Anzug. Dann laufe ich barfuß mit dem Fahrrad zu Ausgang. Ich hatte mich entschieden ohne Socken zu fahren.

 

Das Radfahren:

Ich springe auf mein Fahrrad und schlüpfe in die Schuhe, die in den Pedalen hängen. Das klappt erstaunlich gut! Danach hole ich die Handschuhe aus dem Anzug und ziehe sie an. Jetzt geht es endlich richtig los. Die ersten Kilometer laufen super und ich fühle mich gut. Bloß keine Panne, wie schon ein paar Kollegen am Fahrbahnrand! Durch Frankfurt durch sehe ich in Bergen-Enkheim meinen Arbeitskollegen Thorsten. Lachen und Freude kommen zurück. Ich freue mich auf den Rest vom Ironman. Dann der Riesenschreck: Meine wichtigste Trinkflasche, die mit den konzentrierten Nahrungsergänzungsmitteln ist weg. Ich starre immer wieder in den leeren Flaschenhalter, er ist definitiv weg! Fortan muss ich mich über die Verpflegungsstellen versorgen. Eigentlich wollte ich dort immer nur Wasser aufnehmen! Das wird mich Zeit und Energie kosten!
Der Wind kommt aus Norden. Das ist gut, da man erst gegen und anschließend mit dem Wind fahren kann. Das Fahren verläuft planmäßig und ich habe das Gefühl schnell zu sein. Auf meinen Tacho will ich mich aber nicht verlassen. Die 2. Runde beginnt und ich fühle mich immer noch fit. Das Wetter ist bis hier her besser als erwartet. Es ist zwar sehr warm aber wenigstens bewölkt.
Ich sehe weitere Kollegen und Freunde an der Strecke. Norbert und Dieter erkenne ich am Kopfsteinpflasterberg in Hochheim, der liebevoll „The Hell“ genannt wird. Das gibt mir zusätzlich Auftrieb! Sogar ein Plakat wurde für mich hochgehalten! Die Kreideschriftzüge an den Anstiegen und die begeisternden Zuschauer am „Hühnerberg“ und Bad Vilbel („Heartbreak Hill“), fast schon Tour-de-France-Feeling!
Trinken, trinken, trinken. Das ist unbedingt notwendig und ich versuche mich daran zu halten. Nun ist sehr heiß und es wird noch heißer! Meine neue Trinkvorrichtung macht sich bezahlt. Das Trinken hat aber zur Konsequenz, dass ich beim Radfahren 2 Mal für „kleine Jungs“ anhalten muss. Urinieren vom Rad würde zur Disqualifikation führen!
Auf dem Weg durch Frankfurt bemerke ich wie schnell ich bin. Ich habe mehr aufgeholt, als ich beim Schwimmen verloren hatte. Ich bin bestens gelaunt, denn jetzt kommt meine beste Disziplin, das Laufen.

 

Wechsel Rad-Laufen:

Der Wechsel vom Rad zum Laufen verläuft alles andere als optimal. Ich will die Schuhe am Rad lassen und barfuß in die Wechselzone laufen. Aber ich bin zu spät dran. Ein Schuh ist offen, der andere noch am Rad! Also verschließe ich wieder den bereits geöffneten Schuh und laufe mit Radschuhen weiter. Dann finde ich meinen Laufbeutel nicht. Leider hat auch das stets hilfsbereite Personal die Sache nicht im Griff. Dann endlich ist der Beutel da! Schnell Radschuhe aus, Füße säubern, Socken und Laufschuhe an und los. Leider vergesse ich meine Kappe aufzuziehen, was sich ganz schnell rächen sollte…

 

Das Laufen:

Von nun an ist es vorbei mit den Wolken. Die Sonne scheint unerbittlich. Meine Kopfbedeckung liegt in meinem Laufbeutel. Ich fühle mich aber gut und habe Vertrauen in meine Laufleistung. Ich gehe das Rennen (zu) schnell an. Die erste Runde läuft super gut. Die vielen Zuschauer, meine eigenen Fans und die Atmosphäre sind einfach unbeschreiblich! Wie schon in 2008 sind die Großwallstädter zahlreich extra mit einem Vogel-Bus mit Rene angereist! Aber auch andere Freunde und Kollegen feuern mich an. Ich bin sehr stolz!
In der 2. Runde merke ich, dass ich zu schnell bin. Ich nehme das Tempo raus, doch mir geht es nicht mehr gut. „Der längste Tag des Jahres“ fängt an sein wahres Gesicht zu zeigen! Dieser begann für mich bereits um 2:00 Uhr mit dem Aufstehen, Fahrradflaschen füllen, alles noch einmal durchgehen. Um 2:30 Uhr dann 2 Teller trockene Nudeln essen, gegen 4:00 Uhr: Abfahrt zum Langener Waldsee. Yvi, mein bestes Stück, meine Lebens- und Trainingspartnerin fährt mit mir!
5:30 Uhr: Rad aufpumpen. Alles zu Recht legen, Smalltalk mit anderen Leidensgenossen. Wie vor einem Jahr haben alle Triathleten die reinste Panik in den Augen! 6:00 Uhr: Die Wechselzone darf nicht mehr verlassen werden. Ich stehe fast 40 Minuten für den Besuch eines Dixi-Klos an, schaffe es aber gerade noch rechtzeitig. 6:30 Uhr: Die Nationalhymne. Auch wenn ich vor 2 Jahren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf einem Dixi-Klo saß, war ich dennoch tief ergriffen. Diesmal ist es schon fast normal. Das 2. Mal ist eben doch schon etwas anderes!
6:45 Uhr: Start der Profis und Altersklassenathleten. Ein schnelles Küsschen von Yvi, die am Seitenrand steht. Ein anderer Arbeitskollege (Harald) ist auch wieder da und filmt meinen „Wassergang“.
Das ist jetzt bereits 9 Stunden her und ich habe noch 2 Laufrunden vor mir! Ab der 3. Runde muss ich Gehpausen an den Verpflegungsstationen einlegen, später auch zwischendurch. Ich wollte zu viel und bin zu schnell angegangen. Mir wird klar, dass ich mein Ziel, unter 11 h zu finishen nicht erreichen werde. Aber eine neue Bestzeit (unter 11:10 h) soll es schon noch sein. An jeder Station schütte ich mir Eiswürfel in meinen Anzug, drücke mir die Schwämme auf dem Kopf aus und trinke, was ich bekommen kann. Die Hitze ist fast unerträglich. Inzwischen habe ich eine Mütze von Yvi erhalten. Ich quäle mich mit den anderen über die Strecke. Meine Schuhe sind durchnässt. Eine Blutblase macht sich in der letzten von 4 Runden bemerkbar.

 

Der Zieleinlauf:

Auf der Ironman-Startseite heißt es „Nur für Sekunden spürst Du, warum Du Dir das antust. Aber diesen Moment wirst Du nie vergessen“. Genau das ist es. Der Zielkanal Richtung Römerberg. Die frenetisch klatschenden Zuschauer, die Freunde, Töchter, Bekannte, Kollegen, die Begeisterung, ein unglaubliches, nicht zu beschreibendes Gefühl! Zieleinlauf! Geschafft! Auf einmal ist alles leicht und nicht so schlimm. Alles ist gut!!!

 

IRONMAN – TRIATHLON – FANTASTISCH! Ein toller Sport!

 

Kurz hinsetzen und zur Dusche gehen. Die anderen gehen alle rückwärts die Duschtreppe herunter. Ich schaffe es immerhin noch vorwärts. Auch eine Infusion brauche ich nicht. Ich erhole mich recht schnell, bin aber deutlich gezeichneter als vor 2 Jahren. Nach der Massage hole ich mir mein Finisher-T-Shirt ab und freue mich auf meine Freunde, die draußen warten. Wieder viel Beifall. Die Zuschauer haben mit mir gelitten und freuen sich mit mir. Alle beglückwünschen mich!

 

Ein gigantisch schönes Gefühl!

 

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt und mir geholfen haben!

Thomas Mauerhoff