Athletenbericht Michael und Heike Karches
Marathon München 14.10.2012
„Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.“
An einem trüben Februar-Abend bei einem gemütlichen Bierchen im „Loft“, haben wir uns doch entschlossen einmal im Leben einen Marathon zu laufen, nachdem mein Schwager / Bruder Armin Schreiber uns schon monatelang bequatscht hatte und wir immer andere Ausreden parat hatten (Kinder, schaffen wir nicht...), gingen uns langsam die Argumente aus.
Ich dachte immer es kann nicht schlimmer sein, wie mit dem MTB über die Alpen zu fahren.
Da wie Ihr ja alle wisst, ich der typische Radfahrer und nicht der Läufer bin. Aber da Heike lieber laufen geht, habe ich ihr zu Liebe zugesagt.
Bis wir uns richtig versahen und uns noch nicht richtig bewusst war was auf uns zukommt, lag die Anmeldung mit 10-wöchigem Trainingsplan schon bei uns auf dem Tisch. Armin hat schnell alles erledigt, bevor wir uns es noch anders überlegen konnten.
Die Zeit verging wie im Flug und der 1. Trainingstag stand an, ausgerechnet an meinem Geburtstag. An diesem Abend musste ich meinem Radfahrkollegen Thomas, mit dem ich seit Jahren Sonntags morgens bei Wind und Wetter unterwegs bin, beichten dass er 10 Wochen auf mich verzichten muss, da ja immer Sonntags die langen Läufe anstanden.
Unser Trainingsplan beginnt: 10 Wochen lang sind wir 4x pro Woche gelaufen (Armin war immer im Schlepptau dabei), sogar in unserem Urlaub in Italien oder der Hochzeit von Michael und Nadine, sind wir nicht von unserem Plan abgewichen.
Erste Erfolge waren zu sehen beim Halbmarathon in Neu-Isenburg, wo wir beide mit 1:50 finishden. Wenn wir mal wieder zu einem Trainingslauf starteten, sagten unsere Kinder schon „Ach Mama und Papa gehen wieder laufen.“ An dieser Stelle ein großes Dankeschön an unsere Kinder“!
Da wir ja im Sommer trainierten und meistens schönes Wetter hatten, begegneten uns bei den Trainingsläufen viele MTB und Rennfahrer und Norbert auch immer fragte, ob ich mit in die Pfalz fahre, kamen die ersten Zweifel bei mir – aber jetzt haben wir es angefangen, jetzt bringen wir es auch zu Ende.
Der große Tag
Am Samstag einen Tag vor dem Marathon ging es mit viel Enthusiasmus im Gepäck um 9 Uhr los Richtung München. Mit dabei waren Armin Schreiber, Thomas Knödler, Markus und Christine Hold, Uwe und Monika Schreiber – Herbert und Marlene Breunig, Karl Josef Brand mit Frau kamen noch nach.
Wir fuhren direkt zum Olympiastadion um unser Startunterlangen abzuholen und besuchten dabei noch die Marathonmesse in der Event-Arena. Nachdem wir uns noch mit Nudeln und alkoholfreiem Weizen gestärkt hatten, ging es Richtung Hotel.
Nachdem wir noch ein kleinen Lauf gemacht hatten und uns mit einer Dusche erfrischt, ging es zum Italiener Pizza essen anschließend noch ein Absacker (alkoholfreies Weizen) an der Hotelbar.
Danach gingen wir auf unsere Zimmer und packten unsere Taschen, mit sämtlichen Gels, Salztabletten und natürlich die Laufbekleidung – 22 Uhr Bettruhe.
Schlafen konnten wir irgendwie beide nicht so richtig, ob es an den Betten gelegen hat oder ob es die Aufregung war, man weiß es nicht.
Wir standen um 7 Uhr auf und gingen zum Frühstücksraum, wo es gerammelt voll war und wir in einem Ausweichraum frühstücken mussten.
Der Tag ging fing ja schon gut an.
Um 8:30 machten wir uns dann mit unseren Autos auf den Weg zum Oympiastadion (von Aufregung noch keine Spur). Dort waren so viele andere Sportler unterwegs und wir mussten uns erst einmal orientieren wo wir eigentlich unsere Kleider abgeben konnten.
An diesem Morgen waren es nur 9 Grad, die Sonne scheinte zwar schon, aber wir haben alle gefroren. Egal, Hose – Jacke aus und schnell noch einmal zum Dixie dann ab zum Startblock.
10 Uhr Block A (die Guten) starten.
So langsam kamen die Gedanken, packen wir das? Aber schon hörten wir den Sprecher, dass Block B sich fertig machen soll zum Start, da bemerkten wir das wir im falschen Block standen.
Wir wollten vom 4:00 Stundenblock aus starten und waren vor lauter las mich auch mit im 4:30 gelandet. Bis wir das richtig war genommen hatten startete auch schon der 4:00 Block. Egal dachten wir, wir gehen unser Tempo so an wie besprochen und werden nicht versuchen den anderen Block einzuholen.
So, jetzt sind wir soweit, der Sprecher zählt die Sekunden runter und mit einem Kanonenschlag ging es auch schon los.
Es dauerte zwar eine Weile bis wir in Bewegung kamen aber nach 3 KM hatten wir dann schon unseren Schnitt von 5:40 den wir eigentlich auch bis zum Ende durchlaufen wollten. Es ging dann bei KM5 in den Englischen Garten , ich fand diesen Abschnitt einfach schön weil dort auch viele Leute unterwegs waren und die Gegend nur aus Natur besteht.
Danach ging es , so hab ich es gefunden zum schlimmsten Teil , raus nach Oberföhring, das ist die Mainzer Landstrasse in München. Man rennt hier 8 KM raus und dann wieder rein, fast keine Zuschauer auf der Strecke bis zu KM20 , dort sammelten sie Zuschauer und die Läufer für die HM Strecke. Heike , Armin und ich hatten aber diesen Abschnitt ohne irgendwelche Probleme gemeistert und liefen unseren 5:40 Schnitt.
Bei Km16 kam dann noch Markus Hold zu unserem kleinen Trupp hinzu, Markus hat nach 2 Wochen Trainingsrückstand diesen Marathon nur als Trainingslauf genutzt.
Am HM / KM21 Startpunkt waren wir genau 2,0 Std. unterwegs – genau im Soll, hier hatten wir dann auch meinen anderen Schwager – Heikes Bruder Uwe mit Moni am Rande gesehen. Wir jubelten uns gegenseitig zu und wünschten uns allen noch viel Glück. Uwe war von uns, nachdem Caroline abgesagt hatte , der einzige Starter auf der HM Strecke.
Danach ging es Richtung Ostbahnhof und bei KM30 durchs Sendlinger-Tor, Richtung Marienplatz. Das war auch gut so, weil die Beine nun doch ein bisschen schwer wurden und wir jetzt quer durch München liefen wo uns viele Zuschauer anfeuerten. Bedingt durch das schöne Wetter waren auch alle Straßencafes voll besetzt und das Ambiente super.
Bei KM37 merkte ich dann ein leichtes Ziehen im Oberschenkel und ich hatte das Gefühl das der Muskel langsam zuging, dadurch waren wir gezwungen das Tempo zu drosseln.
Heike dagegen hatte keine Probleme.
Zu diesem Zeitpunkt tauchte plötzlich Peter Klemm (Laufkollege aus Obernburg) neben uns auf, der uns noch einmal super anspornte und Tipps gab wie wir die letzten Kilometer überstehen und sogar uns ein Cola besorgte, dass uns noch einmal aufputschte. Dann liefern wir
Richtung Olympistadion, der Olympiaturm war jetzt schon deutlich zu sehen und ich sagte zu Heike:“Die letzten 3 KM schaffen wir jetzt auch noch“.
Beflügelt durch das Cola war das Ziehen im Oberschenkel wie weggeblasen und wir liefen die letzten KM noch einmal einen 5.20 Schnitt. Beim Einlauf ins Olympiastadion hat man alle Schmerzen vergessen und man freut sich nur noch, dass man es geschafft hat.
Wir können behaupten, dass wir die Vorbereitung und den Marathon gemeinsam absolviert haben und zum Schluß auch Hand in Hand über die Ziellinie gelaufen sind. Armin war 30 Sekunden schneller (zusammen mit Markus), deswegen konnten wir uns gleich nach der Ziellinie alle um den Hals fallen.
Nun standen wir hier auf dem „heiligen Rasen“ und genossen unser alkoholfreies Weizenbier. Armin und mir tat alles weh und Heike hat immer noch keine Probleme und neben uns getanzt.
Am Ende dieses erfolgreichen Tages gingen wir dann noch Spareribs essen und tranken Bier mit Alkohol. Am Schluß noch ein Bier an der Hotelbar und dann fielen wir müde ins Bett.
Vielen Dank an alle die uns begleitet haben und für die wertvollen Tipps und auch vielen Dank für die prompten Glückwünsche nach dem Marathon.
Heike + Michael Karches