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Berlin, Berlin, gelaufen in Berlin 29.03.2015

Berlin, Berlin, gelaufen in Berlin

Schon lange spukte die Idee in meinem Kopf nach Berlin zu fahren, aber wann und mit wem…?

Für einen Halbmarathon hatten Susanne und ich schon angefangen zu trainieren, Bamberg sollte es werden. Da hatten wir allerdings keine Antwort, ob wir noch rein kommen. Also warum nicht Berlin und Halbmarathon zusammenbringen?! Nur wer kommt mit?  Ich dachte, es könnte ein schöner Familienausflug werden. Meine Mädels waren auch gleich begeistert.  In der Mittagspause also fix in Goldbach ins Reisebüro, und schon waren Hotel und Zug gebucht. Die Anmeldung zum Vattenfall HM ging auch  - Internet sei Dank - ruck-zuck.

Den Trainingsplan zu erstellen  war  nicht schwer, die Umsetzung im Gegensatz dazu schon. Gemächlich anfangen und die Grundlagenausdauer aufbauen mit immer längeren, langsamen Läufen, mit Susanne und auch ab und zu mit Klaus. Anfangs ging das sehr gut, irgendwann wurde es  meinem Knie doch zu viel. Eine Woche lang weniger laufen, und die darauffolgende Woche mit mehreren kurzen Läufen war gut, mein Trainingsplan war schließlich variabel.  Ab Februar sollte es an die Tempoarbeit gehen. Dafür hatte ich etwas besseres und wärmeres Wetter geplant. Aber dieser Plan hat nicht funktioniert. Komisch, Intervall-Training habe ich immer gehasst, aber auf einmal hatte ich Spaß dabei. Lag es an meiner Garmin-Uhr, die ich auch nach 3 Jahren noch nicht beherrsche? Am meisten konnte ich die Sonntags-Läufe mit den Mädels genießen. Es waren aber auch immer mindestens zwei da zum Mitlaufen.  Großes Dankeschön!

Endlich war das Wochenende des Halbmarathons gekommen. Fertig gepackt, geht es am 27. März über Darmstadt Hbf und FFM mit dem ICE und meiner Familie nach Berlin. Der Wetterbericht meldet nichts Gutes, deshalb hab ich viele Überzieh-Klamotten und zwei Paar Laufschuhe dabei. Aber das ganze Zeug muss man auch schleppen! Vom Berliner Hauptbahnhof zur S-Bahn, vom Alexanderplatz die U-Bahn runter, Ausstieg Märkisches Museum, die U-Bahn-Treppe hoch zum Hotel.

Schnell eingecheckt und am besten gleich die Startunterlagen abholen, an der Messe ehemaliger Flughafen Tempelhof. Wieder U-Bahn-Treppen runter, rauf, ein Stück in die falsche Richtung laufen und  dank der Jugend, die sich mit Handy und Apps auskennen, endlich die Messe gefunden. Die Startnummer-Ausgabe ist natürlich ganz hinten, dass man auch schön an allen Messeständen vorbei geht! Lange Schlange, aber es geht flott und schon habe ich das grüne Band um dem Arm, welches ich unbedingt brauche, um in den Startblock zu kommen, sagt mir der nette Herr an der Ausgabe. Gut, das trag ich jetzt 2 Nächte! Auf der Messe noch bummeln, Laufschuhe anprobieren, Probeflaschen-Duschzeug und Plastiküberhang von Runner's Point abstauben gehört dazu. Essen gehen, und noch schnell ans Brandenburger Tor zur Sightseeingtour! … und immer wieder diese U-Bahn-Treppen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück steht Einlaufen im Tiergarten auf dem Programm. Das war schon immer ein Traum von mir, im Tiergarten zu joggen. Silvana kommt auch mit. Herrlich, dort zu laufen, wie Schönbusch nur viel größer. Klar, dass wir uns fast wieder verlaufen hätten, aber man kann ja fragen. Zurück geht’s wieder mit der U-Bahn. Was haben uns die Leute aber respektvoll angeguckt. Duschen, mit dem Rest der Familie in der Stadt treffen, und erst mal erkunden: Mit welcher U-Bahn komm ich zum Start, und wo ist das überhaupt, wie lange brauche ich usw.

Danach geht’s raus zur Max-Schmeling-Halle zum Halbfinale der Volleyball Champions League. Unsere Plätze sind im Block Y ganz oben. Schon wieder Treppen! Toilette:  natürlich ganz unten im Keller (alle Gaststätten in Berlin haben ihre Toiletten im Keller). Die Atmosphäre in der Halle war großartig, die Berliner Volleys haben zwar leider gegen die russische Mannschaft verloren, aber die polnischen Zuschauer haben Riesenstimmung gemacht. Es war ein tolles Erlebnis, nur konnte es  nicht so ganz genießen, denn langsam war ich auch nervös, müde und wollte ins Bett. Wieder U-Bahn, auf dem Weg was zu Essen mitnehmen und ins Hotel zurück. Die Oberschenkel sind vom ständigen Treppenlaufen ganz schön schwer! Leute, ich wohne im Erdgeschoss, ich bin das nicht gewohnt. Schnell noch den Chip an den Schuh, die Startnummer an das T-Shirt, Jenny machte mir noch ein Kinesiotape ans linke Knie, und ab ins Bett.

Tochter hat versprochen: Mama, ich weck dich morgen früh, wir bringen dich rechtzeitig an den Start! Geschlafen hab ich in der Nacht nicht viel, wollte auch gar nicht aufstehen, lieber im Bett bleiben und die Decke über den Kopf ziehen, lasst mich alle in Ruhe… Die Kinder bedienen sich zwei Mal an dem tollen Buffet und ich bring nichts runter. Ich sollte eigentlich etwas essen, schaffe aber nur ein halbes Croissant. Hab ja noch Bananen auf dem Zimmer.  Endlich die dicken Überziehklamotten an, den Beutel mit den Nachher-Klamotten in  der Hand zur U-Bahn. Im Eifer des Gefechts vergessen wir, eine  Fahrkarte zu kaufen, aber heute kontrolliert eh keiner, total voll hier. In meinem Kopf geht nur rum: genieße es, vergiss alle Zeitvorgaben, ja es ist kalt und windig, aber es ist das einzige Wetter, dass es heute gibt und die anderen 30.000 haben das gleiche!

Durch die Kontrolle, grünes Band noch da, rein zum Startbereich, LKW zum Kleiderbeutel abgeben gesucht, gleich gefunden, alles sehr gut organisiert hier, noch eine Banane essen, Beutel abgeben, nette Leute sind das alle hier! Toilettenhäuschen gefunden bei dem die Schlange nicht zu lange war, dann auf dem Weg in Startblock F, kann nicht sehen wo Zaun und wo der Eingang ist. Warum sind alle Leute so groß? Der Startblock ist übervoll. Wir warten am Eingang bis es los geht. Hier merkt man den Wind nicht so, ganz kuschelig hier in der Menschenmenge. Die ersten Startwellen sind weg, raus aus den Über-Klamotten, brr ist das kalt! Einlaufen????? Nix da, schön warmhalten in der Menge. Ganz langsam geht’s an den Start, ich bin umgeben von Hunderten von gelben und grüne Plastiksäcken. Soll ich links oder rechts laufen, wo steht denn meine Familie? Konzentrier dich auf deinen Lauf!  Oh man, die sind zu langsam, ich muss vorbei, aber da ist kein Platz. Da öffnet sich eine Stelle, vorbei an den Nächsten. Was, ich bin schon über 3 Km gelaufen?! Hab ich gar nicht gemerkt. Da vorne läuft eine dicke Frau, „Laura“ steht auf ihrem T-Shirt, sie ist ganz schön flott. Die Getränkestelle bei Kilometer 6habe ich gut erwischt, bin rechtzeitig nach links gelaufen. Da,  endlich, sehe ich die Mädels! Doch schon geht es weiter.  Da ist auch „Laura“ wieder. Warte, dich kriege ich auch noch!  An der nächsten Getränkestelle komme ich nicht an die Getränke,  schaffe es dann doch noch irgendwie, aber Tee mag ich eigentlich nicht. Es macht Spaß, hier zu laufen. Ich bin fast zu schnell, mag aber nicht langsamer. Ich laufe immer wieder durch die Lücken, „Laura“ habe ich längst hinter mir gelassen. An der nächsten Getränkestelle gehe ich mal ein Stück, ich spüre mein Knie. Diesmal klappt es mit dem Wasser. Der Wind treibt uns die Plastikbecher vor die Füße, heftig! Ich laufe wieder los. Am Potsdamer Platz weht der Wind von allen Seiten, aber egal, weiter!  Oh je, die Beine werden schwer, mein Laufstil wird wieder unrund, lieber nochmal ein Stück gehen. Die Zuschauer am Streckenrand fordern mich auf, nicht aufzugeben. Ja ja, ich laufe ja schon! Da, nach der nächsten Rechtskurve sehe ich schon das Ziel. Was, etwa schon fertig? Das letzte Stück ins Ziel gehe ich ganz gemütlich. Ich will nur noch den Zieleinlauf genießen, das hab ich auch noch nie gemacht. Ich freue mich so, dass ich es geschafft hab, die Beine sind zwar schwer, aber alles gut.  Der nette Mann am Kleider-LKW meinte, meine Lippen sind ganz blau von der Kälte, ich soll mich schnell umziehen. Das mache ich auch am Straßenrand, was soll's. Meine Familie treffe ich an der U-Bahn-Station, von wo aus wir schnell zurück ins Hotel fahren. Nach der warmen Dusche geht's wieder in die Max-Schmeling–Halle. Bis ich endlich diese Treppe ganz nach oben geschafft habe, erleben wir gerade noch, wie die Berliner Recycling Volleys den Match-Point verwandeln. Die Halle ist am Überkochen, Gänsehaut pur. In der Pause holt Silvana mir ein wohlverdientes Magnum-Eis und ich genieße das Finale. Ich habe zwar der polnischen Mannschaft die Daumen gedrückt, aber die Volley’s von  Kazar aus Russland haben  verdient gewonnen. Wir beenden den Abend im Steakhouse.  Berlin, ich komme wieder, aber nicht zum rennen. Hier läuft man sowieso einen Marathon in dieser riesigen und tollen Stadt mit ihren ewigen Baustellen.

Danke euch allen die mir die Daumen gedrückt haben und mit mir gelaufen sind, ihr wart alle bei mir!! Ein besonderer Dank geht an Susanne, die mich immer wieder antreibt und mitzieht!!


Edeltrud beim HM in Berlin